Mexiko – Tzotzil & Chamula
Tzotzil & Chamula: traditionelle Nachkommen der Maya
Die Tzotzil sind die Einwohner des traditionellen Bergdorfs und des Municipios (Verwaltungsbezirks) Chamula. Der Ort liegt im Zentrum von Mexiko, nahe der Touristengroßstadt San Cristóbal de las Casas im Bundesstaat Chiapas.
Die Tzotzil gehören zum Volksstamm der Mayas und sind die ehemaligen Ureinwohner sowie deren direkte Nachfahren.
Nahezu alle Einwohner sprechen die Tzotzil-Sprache, hingegen kaum einer Spanisch. In Mexiko gibt es neben der Amtssprache Spanisch 62 anerkannte indigene Sprachen, wobei Tzotzil eine der vitalsten von diesen ist. Sie ist eine der Maya-Dialekte aus der spätklassischen Periode der Mayas.
Der Name »Tzotzil« geht auf »Zinacantán sots‘il winik« zurück, was »Fledermausmenschen« bedeutet. Angeblich soll ein Vorfahre der Tzotzil in Zinacantán eine Fledermaus gefunden haben, die dann als Gott verehrt wurde.
Die Tzotzil leben von Landwirtschaft und vom Kunsthandwerk sowie von den Handarbeiten zum Verkauf an Touristen.
Die Stadt ist geprägt durch Tourismus, Coca-Cola und durch Posh, dem selbst gebrauten heiligen Schnaps aus Zuckerrohr und Mais. Die Coca-Cola sowie der Posh bilden die Grundlage zu religiösen Zeremonien der Tzotzil. Daher ist das Stadtbild von Chamula auch durch viele Betrunkene beeinflusst, die oftmals auf dem Boden liegend ihren Rausch ausschlafen.
Tzotzil & Chamula: Kirche, Glaube und die Rolle der Frau
Bemerkenswert in Chamula ist die religiöse Vermischung von alten Maya-Ritualen und dem Katholizismus.
Der Schutzpatron von Chamula ist Johannes der Täufer, der oberste Heilige in ihrer Religion. Nach ihm wurde auch die Kirche aus dem 18. Jahrhundert in Chamula »San Juan Baútista« auf Spanisch benannt.
Die Kirche bietet einen interessanten Einblick: Keine Gebetsbänke, keinen Altar, der Boden ist mit Kiefernnadeln und Blüten bedeckt, Coca-Colaflaschen auf dem Boden, beschädigte Heiligenstatuen sowie umherlaufende Menschen und Opferhühner. Der Geruch erinnert an Harz, Weihrauch und Alkohol.
Während die Hühner als Opfertiere zur Austreibung von bösartigen Geistern genutzt werden, sind die Schafe in Chamula heilige Tiere und werden als Familienangehörige nach ihrem natürlichen Tod liebevoll auf dem Schafsfriedhof beerdigt.
Allerdings schützen die Tzotzil ihre Kultur sowie ihre Religion strikt vor fremden Einwirkungen. So muss ein Stammangehöriger, der konvertiert, die Gemeinschaft verlassen und ein Tzotzil, der in der Stadt arbeitet, verliert seinen Rang in Chamula.
Die Tzotzil-Frauen sind für den Verkauf der Erzeugnisse und Handarbeiten zuständig und dürfen keine religiösen oder politischen Ämter bekleiden. Die Heirat wird nur für ein Jahr geschlossen. Die Männer dürfen bis zu drei Frauen heiraten und werden von ihnen umsorgt, bedient und betrunken nach Hause geholt.
Tzotzil & Chamula: Geschichte, Selbstverwaltung und Tourismus
Chamula (auch: San Juan Chamula) wurde im Jahr 1528 von den Spaniern nach der Niederlage der Tzotzil gegründet, um drei indigenen Völkern als Niederlassung zu dienen. Diesen Ort regierten die Dominikaner. Die Einwohner von Chamula wehrten sich jedoch gegen die spanischen Eroberer und ihre Nachfahren und sprechen daher bis heute nahezu ausschließlich ihre eigene Tzotzil-Sprache.
Chamula ist als Municipia selbstständig verantwortlich für die Selbstverwaltung. Diese Stadt genießt eine besondere Autonomie, sodass die mexikanische Regierung die Erlaubnis in Chamula beantragen muss, wenn sie sich in Angelegenheiten dieses Municipios einmischen möchte. Dieses Dorf wird verwaltet von dem Ältestenrat und politischen sowie religiösen Würdenträgern, die den Bürgermeister wählen.
Die Touristen, die Chamula tagsüber besuchen, sind wichtig für dieses Dorf. Allerdings gibt es hier keine Unterkünfte für sie. Zudem sind die Touristen verpflichtet, Chamula vor Sonnenuntergang zu verlassen. Um diesen Ort sowie die Kirche besichtigen und fotografieren zu dürfen, müssen sich die Touristen bei der Ortsverwaltung gegenüber der Kirche San Juan Baútista die Genehmigung gegen eine Gebühr einholen. Allerdings sollte man von dem Fotografieren eines Tzotzils ohne seine ausdrückliche Zustimmung absehen, da ihnen nach ihrem Glauben die Seele dadurch gestohlen wird.